RKW-Kompetenzzentrum

 

Ernst Freyer & Sohn Metalltechnik GmbH, Berlin

Wo sonst traditionsreiche Berliner Stadtarchitektur in Metall, Holz und Guss seit 1887 gefertigt wird, hält nun auch die Energieeffizienz Einzug. Besonderes Augenmerk gilt hier der Beheizung und Beleuchtung der denkmalgeschützten Produktionshallen anno 1900.

Produziert wird in mehreren großen Hallen mit insgesamt rund 2.000 m². Die Hallen sind mit ihrem offenen Stahlträgerwerk und den großen Fensterflächen sehr ansprechend. Mit der historischen Bauweise geht allerdings auch ein niedriger Wärmeschutzstandard einher, den das Unternehmen Jahr für Jahr mit erhöhten Energiekosten bezahlen muss.

Das Impulsgespräch

Anfang 2012 hat sich die Ernst Freyer & Sohn Metalltechnik GmbH entschlossen, ein RKW Impulsgespräch in Anspruch zu nehmen. Mit dem Ergebnis, dass Effizienzpotenziale bei Hallenheizung, Beleuchtung, elektrischen Motoren und Gebäudehülle zu vermuten sind, die aufgrund der Größe und Komplexität der Gebäudesituation nochgenauer untersucht werden müssen. Es wurde empfohlen, eine weiterführende Energieberatung – zum Beispiel eine KfW-Beratung im Programm „Energieberatung im Mittelstand“ – in Anspruch zu nehmen.

Einsparpotenziale

Über die KfW-Beratersuche konnte sich das Unternehmen den für seine Beratungsthemen passenden Energieberater suchen. Die zweitägige KfW-Initialisierung wurde von der Cleopa GmbH durchgeführt. In einer ersten Bestandsaufnahme hat sich ein Effizienzpotenzial im Bereich der Hallenheizung, Beleuchtung, Gebäudehülle und Lüftungsabwärmenutzung bestätigt.
In den verschiedenen Hallenkomplexen kommen ein Heizöl-Warmlufterzeuger, ein Erdgas-Warmlufterzeuger und eine Erdgas-Deckenstrahlungsheizung zum Einsatz. Mit Hilfe von Verbrauchs- und Klimadaten wurden den Hallenkomplexen die Verbräuche zugeordnet und erste Effizienzpotenziale über Ist- und Optimalkennzahlen gebildet.

Durch teilweise Nutzung der Lagerhalle mit dem Erdgas-Warmlufterzeuger als Trockenraum für die Metallteile aus der Lackiererei wurde es erforderlich, die ganze Halle durchgehend auf rund 15 bis 20 Grad zu heizen, weil auch die Steuerung, der Sensorstandort und die Luftführung der Hallenheizung nur auf die Beheizung der gesamten Halle ausgelegt waren.
Hier sind durch Einbau einer Zwischenwand zwischen Lager und Trockenraum – was bedeutet: bedarfsgerechte Beheizung, bedarfsgerechte Luftführung der Warmluft und Optimierung der Steuerung – Energieeinsparungen von über 50 Prozent zu erwarten. Die Amortisationszeiten für die Maßnahmen würden unter zwei Jahren liegen.

Die Hallen werden jetzt noch mit Leuchtstoffröhren an konventionellen Vorschaltgeräten beleuchtet. Die Anlage ist in die Jahre gekommen, dementsprechend erfüllen auch die Reflektoren nicht mehr voll und ganz ihren Zweck. Bei Umstellung der Beleuchtung auf effiziente LED-Beleuchtung mit Tageslichtführung sind Amortisationszeiten von circa vier Jahren zu erwarten.

Wie es weitergeht

In der KfW-Detailberatung, die auch von der Cleopa GmbH durchgeführt wird, werden die wichtigsten Potenziale bis hin zu konkreten Umsetzungsvorschlägen und Einholen von Vergleichsangeboten weiterentwickelt. Weitere Effizienzpotenziale wie Lüftungsabwärmenutzung und Gebäudedämmung werden, sofern wirtschaftlich, in das Gesamtkonzept eingebettet. In diesem Fall gilt es, ein Zusammenspiel der Maßnahmen zu finden, die dann gemeinsam die wirtschaftlichste Lösung darstellen. Jede Einzelmaßnahme beeinflusst die Wirtschaftlichkeit der anderen. So wäre vielleicht eine Dämmung des Hallendaches vom Grundzustand aus wirtschaftlich, ist es aber nicht mehr, wenn man dann von der schon abgeteilten Halle ausgeht. Hier gilt es, die für den Betrieb langfristig und auch strategisch beste Lösung zu finden.

Die Ernst Freyer & Sohn Metalltechnik GmbH kann nach Umsetzung der Maßnahmen bei besserem Arbeitskomfort für die Mitarbeiter in Zukunft rund 7.000 Euro Energie-kosten einsparen. Das Gesamtpaket amortisiert sich nach circa drei Jahren – ein voller Erfolg für alle Beteiligten und auch für die Umwelt, die jährlich um etwa 30 t CO2-Emissionen entlastet wird.

Was das Unternehmen sagt

Die Geschäftsführung des Unternehmens ist zufrieden. Der Weg über die Energieeffizienz Impulsgespräche war demnach der richtige: „Wir sind froh, dass wir in Energiefragen jetzt auf externe Beratungsleistung setzen. So können wir uns mit voller Kraft unserem Kerngeschäft widmen und wissen die energetische Modernisierung des Unternehmens in guten Händen. Wenn es darum geht, schöne Stadtmöbel herzustellen, sind wir Fachleute. Bei der Optimierung unserer Hallenheizung oder Beleuchtung dagegen stehen wir vor einem Projekt, das wir zum ersten Mal angehen. Auch wissen wir aus Erfahrung, dass man von den bauausführenden Fachfirmen oft in eine bestimmte Richtung beraten wird und diese nicht unbedingt ein für uns optimales Gesamtkonzept im Auge haben. Daher haben wir uns entschlossen, die neutralen, kostenlosen RKW- beziehungsweise zu einem Großteil geförderten KfW-Beratungen in Anspruch zu nehmen. Wir werden einen Großteil der vorgeschlagenen Maßnahmen auch tatsächlich umsetzen, die ersten schon zur Heizperiode 2012, und sind zuversichtlich, dass wir auch so viel einsparen, wie uns prognostiziert wurde.“

 
Autor: Sebastian Ertl, Energieberater der Cleopa GmbH


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